Wie es getan wird, worum es geht und was dabei herein kommt, lässt sich nur durch regelmäßiges Üben erfahren. Dafür brauchen wir nicht auf‘ s Land ziehen, nicht in ein Kloster gehen oder sonstwie aussteigen. Wir üben mittendrin, auch in der Großstadt Düsseldorf.

Den Raum der inneren Stille finden wir überall, durch Üben, Üben, Üben. Es lohnt sich.

In den verschiedenen Traditionen der Meditation gibt es grundlegende Gemeinsamkeiten. Der Wegcharakter der Übung als Exerzitium wird, wie in meiner Methode Slow Acting auch, stets betont. Er führt zuerst zum Leib, das dem Selbst nahe ist und zu seiner Sprache, den Bildern und Symbolen, in der Tiefe unseres Grundes. Meditation ohne gründliche Einlebung in den Leib ist eine andere Richtung. In Slow Acting aber, Kunst meditativer Leib-Wahrnehmung und Verkörperung, steht die fortschreitende Inkarnation im Vordergrund. Dazu gehört das ununterbrochene Üben an der Präsenz. Das meint wahr zu nehmen was wesentlich ist.

Das Ist ist heilig heißt es im Zen.

Dieses IST ist achtsam aufzunehmen, in und mit jeder Faser des Leibes. Der Prozess der Leib-Wahrnehmung ist schon eine Weise von Meditation. Sie gibt Unabhängigkeit, stärkt die eigene Würde, ist heilsam.

Ich glaube, dass Heilen auf nicht-materiellem Weg, durch geistige Methoden, eine Zukunft ungeahnter Möglichkeiten hat. (C. G. Jung)

Jede Tradition betont die Integration des Zeitlosen mit dem Überzeitlichen. Jeder Meister, jeder Lehrer setzt nach seiner persönlichen Lebens- und Übungserfahrung eigene Schwerpunkte, lehrt auf seine Weise, gibt modifizierte Anleitung und Wegbeschreibung.

Ich fand meinen Lehrmeister für das meditative Leben, den initiatischen Weg , mit dem  Anspruch auf das überweltliche Leben in der Welt, in Professor Graf Dürckheim (). Nach einigen Jahren Weiterbildung in der von ihm entwickelten Initiatischen Therapie, und Supervision durch ihn und Dr. Maria Hippius-Dürckheim (……), wurde ich ihrer beider Mitarbeiter. Das bin ich bis heute. Immer noch sind sie für mich persönlich und für die Weiterentwicklung meiner initiatischen Profession, Slow Acting,  maßgebend. Immer noch erhalte ich wertvolle Impulse von ihnen.

In frühen Wahrnehmungen als Kind hatte ich oft die Empfindung, dass in meinem Körper ein Etwas ist das unabhängig, doch in treuer Bezogenheit zu mir und in seiner speziellen Weise denkend und wahrnehmend mir Anweisungen und Impulse gibt. Auch trifft es für mich Entscheidungen und meditiert mein Werden. Zu einer solchen Formulierung war ich damals natürlich nicht in der Lage doch in der nachspürenden Erinnerung trifft sie prägnant dieses frühe Erleben genau. Es prägt mich wie ein Siegel.

Später erkenne ich, das dieses Etwas in meinem Leib stets darauf wartet, dass ich mich ihm bewusst und mit Entschiedenheit öffne. Denn es möchte mir die Wahrnehmung seiner Meditation  mitteilen. Das gelingt mit dem Kopf nicht sondern durch Versunkenheit in den Leib.  Das soll geschehen in hellwacher Präsenz, nicht abdriftend, nicht dösend und auch nicht himmelnd. Also bloß  nicht  den Kontakt zum Leib verlieren bei der Meditation. Durch die Präsenz ins Innen, gerichtet auf die Leib-Wahrnehmung wird das Etwas zum DU in der Tiefe, wird zum transpersonalen Partner. Einen besseren kann es nicht geben, denn er spricht in der Stille der Meditation. Heißt es nicht seit altersher:

Meditation ist ein Zwiegespräch mit dem eigenen Schutzengel.

Dieses Etwas
ist Leib
unverweslicher Doppelgänger
Ist Es
eigentliches Du
Und mein Wesen

Während der Leib-Wahrnehmung bekamen für Michaela plötzlich viele bedrohliche Situationen aus ihrem Leben einen anderen Sinn. Michaela:

Was mir bisher negativ und sinnlos erschien zeigt mir nun seine andere Seite, zeigt seine andere, wahre Bedeutung. Ich erlebe mit einem Mal, durch die Einlebung in meinen tiefen Beckenboden, die tiefe Bedeutung des Wortes Heimsuchung. So habe ich früher tatsächlich manche Zustände artikuliert, nämlich: ‚ich bin leider wieder einmal ziemlich heimgesucht worden‘. Und nun, in dieser Einzelstunde gebiert sich dieses Wort neu aus der Tiefe meines Beckens. Es tönt sein Klang, dunkel und angenehm. Sinnlich erlebe ich, dass jede Heimsuchung geschehen ist um mich zu mir Selbst, in meine wahre Heimat, zurück zu holen. Jetzt begreife ich, dass das meine Heimat mein Leib ist.

Dem Körper werden heute viele Möglichkeiten zu seiner, mitunter fragwürdigen, Entwicklung, angeboten. Die Fitnessstudios und die Kosmetikfarmen nehmen überhand. Der Körper wird überbewertet, der Leib wird abgewertet. Diese Entwicklung bringt mit sich, dass auch die Ich-Erfahrung in den Vordergrund rückt und, leider meistens, mit Selbst-Erfahrung verwechselt wird.

Der Leib ist mit dem Selbst, der Körper mehr mit dem Ich verbunden.

Oft ist heute von Selbsterfahrung die Rede. Doch bei wachsamem Zuhören wird deutlich, das es nicht um das Selbst geht. Es geht um das Ich. Ich. Ich. Ich!
Wird aber das Ich an die Stelle des Selbst gesetzt was überall zu beobachten ist wächst aufgeblähte Ichüberschätzung, Überheblichkeit und Oberflächlichkeit .

Den Körper kann man objektiv vermessen, wiegen, feststellen, erfassen. Diese rationale Erfassung und Feststellung übersieht jedoch den Leib und mit ihm auch uns Selbst als Subjekt. Das ist in vielen Praxen zu erleben, schmerzlich und kränkend. Denn es ist ja in uns, das intuitive Wissen vorhanden um den ichtranzendenten Leib. Er möchte zum DU werden. Spüren wir es nicht insgeheim in besonderen Momenten, das in uns ein DU anwesend ist nach dem wir sogar Sehnsucht haben? Meister Eckehart nennt dieses DU – nach meinem Verständnis und nach meinen Erfahrungen – unverweslicher Doppelgänger oder Fünklein in unserer Tiefe.
Im Geheimen haben wir Anteil an diesem tiefen, inneren DU und sind es gar Selbst.

Gesellschaftlich befinden wir uns kaum in den Anfängen, das wir uns vom inneren DU her,  gerecht sein dürfen. Immer noch fällt es vielen schwer sich vom Selbst her als individuelles Subjekt, ernst zu  nehmen. Wie gut, dass es die Übung der Selbst-Subjekt-Erfahrung durch die Meditation gibt.

Der Leib
gibt Zugang
zum großen Geheimnis
das wir Selbst sind
in unserem Wesen.

Die regelmäßig geübte Leib-Meditation führt zur integrativen Durchwirkung der Gegensätze Leib und Körper, Ich und Selbst. Daraus erwächst der erneuerte, beseelte LeibKörper, Gefäß zur  Ganzwerdung.

Energiezentrum Hara

Auf dem Weg dahin sind konkrete Bewusstseins-Schritte zu gehen. Die ersten zielen auf die Leibmitte in das Energiezentrum Hara. Das japanische Wort Hara bedeutet: Bauch und Unterleib. Hier ist der Basisraum, der uns tragende Grund. Hara ist eine Gesamthaltung, eine innere Gebärde, in der wir uns dem Großen Leben zu öffnen vermögen. Voraussetzung ist sich im Kopf loszulassen und bereit sein Einzugehen, zu Grunde zu gehen. Innere Sammlung und Zentrierung werden geübt, der Atem spielt eine überragende Rolle.

  • Immer wieder üben wir die Verankerung des Atems zwischen Nabel und Schambein. Sehr viel später, wenn dort die Atembewegung elastisch zugelassen werden kann und der Atem kommen und gehen darf: ganz von selbst, ganz von selbst, ganz von selbst … wird der Atem-Hara-Bereich bis zu den Flanken, im unteren Rückenraum, und zum Beckenboden hin erweitert. Dieser große Innenraum kann erfahren werden als Mittelpunkt unseres seelischgeistigen und leibkörperlichen Gleichgewichts. Immer wieder spüren wirhin wie es darin atmet, ganz von Selbst ganz von Selbst, ganz von Selbst und ganz von Selbst … Im Hara-Bereich erwächst  neues Bewusst-Sein!
  • Immer wieder üben wir mit dem Ausatem abwärts zu sinken, zum tiefen Beckenboden hin.  Der Ausatem strömt einwärts und abwärts, einwärts und abwärts, hinunter in den tiefen Grund unseres Beckens. Das Becken wird zu einer weiten und tiefen Schale in der es atmet. Beim aufmerksamen Hinspüren erfahren wir im Einatem wieder das Aufsteigen. Dann empfangen wir uns zurück im Einatem, aus dem tiefen, grundlosen Grund.

Erinnern wir uns

Das Wort Leib kommt etymologisch von lib und das meint Leben. In einem Einzelcoaching ahnt Brigitte bei der Leib-Wahrnehmung:

Mein Leib ist ja eigentlich der Inhalt meiner Seele.

In diesem Moment wird Brigitte berührt vom geheimen Wissen um die Einweihungswege der Seele. Sie erfährt das tiefe Vertrauen:  in die Schöpfung und in meinem Körper.
Slow Acting in der Kunst der LeibKörper-Wahrnehmung und Verkörperung kann zu mystischen Erfahrungen führen.

Es gibt nur einen Tempel in der Welt,
und das ist der menschliche Körper.
Nichts ist heiliger als diese hohe Gestalt.

Novalis

Immer freue ich mich über Rückmeldungen.
Mit Gruß. Wolfgang Keuter.
Düsseldorf, der 19.07. 2017